Bernhard Grossmann |  Aufzeichnungen aus dem Krieg


Einführung


Im schriftlichen Nachlaß meines 1995 verstorbenen Lehrers und Freundes Bernhard Großmann, Jahrgang 1915, hat sich neben den bis zu seinem Tod kontinuierlich fortgeführten Tagebuch-Aufzeichnungen ein umfangreiches Konvolut von Briefen, Tagebüchern, Aufsätzen, Gedichten und sonstigen Notizen erhalten, die während der Jahre 1939-45 bzw. kurz zuvor und danach entstanden sind und von der persönlichen Warte des damaligen Mitzwanzigers aus einen Eindruck vom alltäglichen Grauen des 2. Weltkriegs und seinen Folgen vermitteln.

Den Krieg hat der aus Köln stammende Autor, der nach 1945 am dortigen Gymnasium Kreuzgasse als Deutschlehrer unterrichtete, vor allem in Rußland, Frankreich und Italien erlebt. Seine Aufzeichnungen spannen einen Bogen von der Wirklichkeitsfremdheit und Verblendung des Anfangs bis zur völligen Desillusionierung am Ende. Anhänger der NS-Ideologie ist der Verfasser allerdings zu keinem Zeitpunkt wirklich gewesen.

Sowohl Fülle und Vielfalt der festgehaltenen Details als auch der sprachliche und gedankliche Reichtum dieses Materials insgesamt haben mich dazu veranlaßt, eine lesbare Zusam-menstellung unter dem Gesichtspunkt des Aufbewahrens und erinnernden Eingedenkens zu versuchen, ohne indessen zum jetzigen Zeitpunkt an eine Veröffentlichung in größerem Rahmen oder gar an eine abschließende oder auch nur vorläufige literarische Beurteilung denken zu können.


Matthias Pötzsch
Köln, November 2010



 


 


Mit dieser Aufgabe glaube ich auch einem Wink seitens des Verfassers dieser mir vorher im einzelnen nicht bekannten Blätter Rechnung getragen zu haben, der gelegentlich und mit aller ihm eigenen Bescheidenheit bemerkt hat, es sei darin möglicherweise das eine oder andere enthalten, das auch für spätere Leser von Interesse, Nutzen und Wert sein könne.

Obwohl B.G. selbst anscheinend nie daran gedacht hat, dieser eigenen Überlegung nachzugehen, und von seinen Kriegstage-büchern und -briefen meist auch nur als etwas sprach, was sich auf Dauer "in den dunkelsten Tiefen des Aktenschrankes sedimentiert" habe, verraten seine Aufzeichnungen (jedenfalls über weite Strecken) gerade auch da, wo sie sich dem scheinbar Nebensächlichen und Akzidentellen verschreiben, das unübersehbare Bedürfnis zur stilistischen Formung und zur anschaulichen Profilierung von Situationen und Sachverhalten, deren äußerste Kurzlebigkeit gerade zu den Eigenheiten des Krieges und seiner Ereignisfluchten gehört.

Bei den nachfolgenden Briefen handelt es sich um eine Auswahl, die als Zeitdokument auch angesichts der Fülle einschlägiger Veröffentlichungen noch von Quellenwert und Interesse sein kann. Die veröffentlichten Passagen blieben - bis auf zusätzliche Absätze - textlich in sich unverändert. Sofern weiter gehendes Interesse besteht, stehe ich für Auskünfte unter der auf der Kontaktseite genannten Adresse und natürlich per eMail gern zur Verfügung.